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Länderporträt Brandenburg

Brandenburg ist ein Flächenland, das zeigt sich auch bei der Wettbewerbsauswertung: Viele der 17 teilnehmenden Kunst- und Kulturvereine kommen aus dem ländlichen Raum. Sie haben 332 Neumitglieder für ihre Arbeit begeistert und sind im Schnitt um nahezu 25 Prozent gewachsen. Am stärksten sind die Kunst- und Musikvereine im Teilnehmerfeld repräsentiert. Sie sind mit sehr unterschiedlichen Zielstellungen – von der Bewahrung des musikalischen Erbes bis zur Förderung von zeitgenössischem Tanz – dem brandenburgischen Land eng verbunden. Wir haben den Musikverein Ziesar, die Fanfarengarde Frankfurt an der Oder und den Ponderosa e.V. gefragt, was sie antreibt.

„Wir haben uns auf alle Generationen gestürzt“ – Musikverein Ziesar

Eigentlich wollte Manfred Geserick ein paar kleine Reparaturen im Ferienlager Sellin erledigen. Doch er musste wegen strömenden Regens eine Zwangspause einlegen. So bleibt mehr Zeit für ein Gespräch. Der Musikverein Ziesar, im gleichnamigen Ort zwischen Potsdam und Magdeburg Zuhause, nutzt die Einrichtung auf der Insel Rügen seit vielen Jahren für Probenfahrten, um so ein noch aktiveres Vereinsleben zu gestalten. „Hier in der Gegend sind wir fast der einzige Musikverein, der sich um Nachwuchs bemüht“, sagt Manfred Geserick. Die Musikbildung von Kindern und Jugendlichen bildet einen wesentlichen Schwerpunkt, um die musikalische Tradition zu pflegen und zu bewahren. Der Verein setzt hier auf die enge Anbindung an Schulen, die nicht zuletzt durch Herrn Geserick als ehemaligen Schulleiter gepflegt wird. Bei der Neumitgliederwerbung hat sich der Musikverein „auf alle Generationen gestürzt“ – und von der Kita bis zu den „Altmeistern“ des Orchesters alle Menschen in seinem Umfeld angesprochen. Mit Erfolg: 29 Mitglieder sind dem Verein im Wettbewerbszeitraum beigetreten!

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„Helfen gehört zum guten Ton!“ – Fanfarengarde Frankfurt a.d. Oder

Die Fanfarengarde Frankfurt a.d. Oder hat gleichfalls einen Zugang zu jungen Menschen gefunden: Über die schuleigenen Musik-AG’s kommen Kinder in Kontakt mit Instrumenten, Noten und Harmonien. Dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Hans-Jörg Laurisch ist dennoch klar, dass die Kinder nur für eine gewisse Zeit das Vereinsleben mitgestalten – und dann eigene Wege gehen. Trotz alledem ist die Mitgliedschaft in der Fanfarengarde ein wichtiger Grundstein ihrer musikalischen Ausbildung und Ausdrucksfähigkeit – von der Gitarre bis zum Saxophon. Die Bindung von Mitgliedern an den Verein stellt sich jedoch zunehmend als Problem dar: Nachdem die Fanfarengarde im ersten »Call for Members« 2012 sehr erfolgreich geworben hatte, stellt sich die Lage fünf Jahre später bereits deutlich schwieriger dar: „Die Bereitschaft zu helfen, ist schon vorhanden“, aber eine Bindung in Form einer Vereinsmitgliedschaft ist seltener geworden und schreckt viele ab. Um dieses Potential auszuschöpfen, hat sich die Fanfarengarde eine Beste Idee ausgedacht – die Gründung eines „Freiwilligenzentrums“, in dem potentielle Helferinnen und Helfer registriert werden, aber ohne eine Verpflichtung einzugehen. Denn von Vielen heißt es „Sagt Bescheid, wenn ihr Hilfe braucht. Wenn ich Zeit habe, helfe ich gern!“

„Je weiter weg, desto stärker vernetzt“ – Ponderosa e.V.

Während in Ziesar und Frankfurt a.d. Oder enge Kooperationen mit Institutionen und Vereinen vor Ort bestehen, ist es für den Ponderosa e.V. in Stolzenhagen entscheidend, international vernetzt zu sein. Ihr Vereinsziel ist die Förderung des Zeitgenössischen Tanzes, dessen Szene global agiert. Ihr allsommerliches Tanzland Festival findet seine Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie auch sein Publikum nicht zuletzt durch diese Internationalität – die Künstlerinnen und Künstler kommen aus Spanien oder Litauen, aus Japan oder Israel. Es bestehen Kooperationen mit Festivals in New York City oder San Francisco. Dementsprechend kommen die meisten der von Ponderosa 60 neu geworbenen Mitglieder nicht aus der umliegenden Region, sondern aus der ganzen Welt.

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Letztlich macht gerade die Abgeschiedenheit das Vereinsleben in Stolzenhagen aus. Die Mitglieder haben sich hier ein ehemaliges LPG-Gelände zu Eigen gemacht und nach ihren Vorstellungen umgebaut. Die Gäste, die auf den Hof kommen, fühlen sich an diesem idyllischen Ort so wohl, dass sie manchmal sogar deutlich länger bleiben als anfangs gedacht. Und sie fühlen sich zugleich verbunden. Das macht auch die Besonderheit aus, diesen Rückzugsraum für Kunstschaffende aus der Ferne mit einer Mitgliedschaft zu unterstützen. „Wir sind hier schon ein Ufo“, resümiert der Vereinsvorsitzende Uli Kaiser.