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Veränderungsprozesse in Vereinen

Der «Call for Members» unterstützt das Wachstum von Vereinsstrukturen, weil sich mit einer soliden Basis an Mitgliedern viel erreichen lässt. Nicht nur finanziell verschaffen Mitglieder den Vereinen Spielräume, auch bringen sie ihre Ideen, ihre Zeit und neue Kontakte ein. Um die schlummernden Potenziale dieser neuen Unterstützer für das Vereinsleben fruchtbar zu machen, wollen wir Ihnen Wege der Einbindung und der Integration in den Vereinsalltag aufzeigen.

Die Zukunft planen

Im April 2017 waren es bereits nahezu 1.200 Menschen, die einem am «Call for Members» teilnehmenden Kunst- und Kulturverein beigetreten sind. Eine stattliche Anzahl – insbesondere für jene Vereine, die ihre Mitgliederzahl verdoppelt oder gar vervierfacht haben. Was bedeutet dieses Wachstum für die Zukunft Ihres Vereins? Mit welchen Kompetenzen wollen sich die neuen Mitglieder einbringen? Wo eröffnen die hinzugewonnen Fähigkeiten zusätzliche Handlungsmöglichkeiten? Und wie sollen Mitsprache und Entscheidungen in der größeren Gruppe geregelt sein?

Ein Schlüssel der gelingenden Vereinsarbeit sind gute Arbeitsteilung und Kommunikation. In vielen Vereinen pegelt sich nach einiger Zeit ein Gleichgewicht ein, das nun an die neue Situation angepasst werden muss. Arbeitsabläufe neu zu koordinieren, gelingt selten von jetzt auf gleich. Auch hier gilt: Nehmen Sie sich Zeit und suchen Sie einen schönen Anlass, um mit allen, insbesondere aber auch mit den neuen Mitgliedern, über Wünsche und Möglichkeiten zu sprechen. Neben den regulären Vereinssitzungen eignen sich konkrete Planungs- oder Zukunftstreffen, beispielsweise in Form einer Zukunftswerkstatt: Diese Methode teilt sich in drei Phasen – Kritik („Was läuft schlecht?“), Utopie („Was wäre ideal?“) und Realisierung („Wie kommen wir dahin?“). Der Vorteil: Anstatt direkt von der Kritik zur Lösung zu springen, gibt die zweite Phase Raum für Fantasie, und das beflügelt wiederum die Ideen zur Realisierung.

Beim Bergfest hat Josefa Kny eine weitere Zukunftsmethode vorgestellt, die das Rückwärtsdenken („Back-Casting“) ausprobiert. Was sich dahinter verbirgt, können Sie hier nachlesen. Es gibt zudem zahlreiche weitere Methoden, wie sich Projekte planen und umsetzen lassen. Wir empfehlen Ihnen auch das „Kursbuch Wirkung“, das viele Methoden sehr anschaulich vorgestellt!

Manchmal hilft auch ein Blick von außen, um eingefahrene Muster in der Kommunikation aufzudecken und in Zukunft vermeiden zu können. Sollten Sie hierfür keine Person mit Moderationserfahrung in Ihrem Bekanntenkreis haben, können auch Mitglieder anderer Vereine diesen neutralen Blick beisteuern. Viele Vereine haben im Rahmen des Sonderpreis Kooperation einen Partnerverein gewonnen. Ein „Austauschprogramm“ von Mitgliedern, die bei der Moderation im jeweils anderen Verein mithelfen, kann eine wunderbare Möglichkeit sein, sich noch besser kennenzulernen!

Die Spielregeln anpassen

Auch auf Ebene des Vorstandes kann sich die Veränderung in der Mitgliederstruktur niederschlagen. Die klassische Aufteilung von Vorsitz, Stellvertretung und Finanzen ist nicht in Stein gemeißelt! Dr. Thomas Röbke vom Landesnetzwerk für Bürgerschaftliches Engagement schlägt in der Studie Engagement braucht Leadership beispielsweise vor, einen Vorstandsposten für die Betreuung von Neumitgliedern einzurichten:

„Auch wenn es in der Regel sinnvoll ist, einen Vorstand für Finanzen und Schriftführung zu benennen, eine rechtliche Vorschrift dafür gibt es nicht. Deswegen entwickeln viele Vereine ihre eigene Funktionsbestimmung und Aufgabenteilung im Vorstand. Will ein Verein zum Beispiel sein öffentliches Image oder die Einnahmesituation verbessern, könnte er Vorstände für Fundraising und Pressearbeit suchen. In Sportvereinen verbreitet sich die Idee, einen eigenen Vorstandsposten für die Betreuung von Neumitgliedern einzurichten. Der Sportentwicklungsbericht zeigt, dass diese Maßnahme äußerst wirksam ist, um Ehrenamtliche zu gewinnen. Neue Mitglieder müssen sich oft erst durchbeißen, bis sie im Vereinsleben angekommen sind. Ein Vorstand, der sich von Anfang an um sie kümmert, signalisiert Wertschätzung und öffnet Türen. Diese Anerkennung kann sich schließlich auszahlen.“

Ebenso können Sie Ihren Unterstützer durch verschiedene Formen der Mitgliedschaft mehr oder weniger Mitspracherechte einräumen. Üblicherweise gibt es ordentliche Mitglieder, die alle gleichermaßen stimmberechtigt sind und Beiträge zahlen. Darüber hinaus können Sie Sonderformen der Mitgliedschaft für Ihren Verein festlegen. Dies geht über eine Satzungsänderung, die bei einer Mitgliederversammlung beschlossen werden muss. Besondere Formen der Mitgliedschaft sind beispielsweise:

  • Fördermitgliedschaft (zahlen regulär Mitgliedsbeiträge, haben aber eingeschränkte Stimmrechte)
  • Ehrenmitgliedschaft (meist von Beitragszahlung befreit, stellen jedoch Multiplikatoren dar oder haben sich um den Verein verdient gemacht)
  • Mitglieder mit beratender Stimme (Ratgeber, die für die Vereinsentwicklung von Relevanz sind)
  • Passive Mitgliedschaft (werden durch Mitgliedschaft an den Verein gebunden, zahlen aber beispielsweise geringere Beiträge)

Die genauen Konditionen solcher Sondermitgliedschaften können Sie frei und individuell festlegen. Es gibt keine rechtlichen Vorgaben, wie genau die verschiedenen Formen festgeschrieben sein sollen.